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DIY: Tantra At-Home

DIY: Tantra At-Home

Beim Neo-Tantra geht es, ähnlich wie beim Yoga, um Achtsamkeit – um das wertfreie Wahrnehmen des Ist-Zustandes. Es geht darum, deinen Gefühlen unter dem omnipräsenten Gedankenzirkus Gehör zu verschaffen. Es geht darum, dir für einen winzigen, aberwitzigen Moment vielleicht unter Umständen nur ganz kurz zu erlauben, daran zu glauben, genug und nicht zu viel zu sein. Dir zu erlauben, dich in den Moment hinein zu entspannen, in dem du einfach nur fühlen und existieren darfst. Du musst nicht darüber nachdenken, was alles schon passiert ist oder noch passieren wird. Ob du etwas zurückgeben musst oder irgendwie gut aussehen musst oder erregt sein musst oder lauter und feuchter und härter oder leiser und zurückhaltender. Tantra ist das Gegenteil von müssen – Tantra ist fühlen. Und die Freude am Fühlen ist dein Kompass.

 

Wir haben ein paar tantrische Übungen vorbereitet, die du für dich alleine oder zu zweit zu Hause ausprobieren kannst.

 

Du willst mehr über Tantra erfahren und was das eigentlich ist?

 

 

Übung für dich alleine: Beckenschaukel – sich selbst genießen

 

Mach es dir richtig gemütlich. Bau dir mit einer Decke ein kleines, weiches Nest auf dem Boden. Mach dir schönes Licht, z.B. Kerzenlicht. Vielleicht pimpst du das Ganze noch mit leiser Musik und einem angenehmen Duft. Schaffe dir selbst zur Liebe eine wertschätzende Atmosphäre – du begibst dich nun auf eine kleine Reise zu deiner Lust.

 

Leg dich auf den Rücken und stell dabei die Beine auf. Spüre deinen Atmen. Lass ihn einfach kommen und gehen, ganz wie er will. Spüre den Boden, auf dem du liegst, und lass dich mit jeder Ausatmung tiefer in ihn sinken. Lass dir Zeit, finde Ruhe.

 

Beginne nun, deinen Atem ganz bewusst in dein Becken zu schicken. Wenn du magst, leg dafür gerne eine Hand auf deinen unteren Bauch.

 

Nimm deinen Atem als Impuls, dein Becken leicht zu bewegen. Beim Einatmen drückst du dein Becken ganz sanft in den Boden, sodass eine winzige Lücke zwischen deinem unteren Rücken und dem Boden entsteht. Beim Ausatmen senkt sich dein Rücken wieder ab und dein Becken hebt sich wie von selbst ganz leicht an. Die Bewegung ist nur minimal.

 

Vertiefe nun deinen Atem und lass auch die Amplitude deiner Bewegung größer werden. Bilde bei deiner Einatmung ein richtiges Hohlkreuz. Hebe bei deiner Ausatmung dein Becken und deinen Po vom Boden ab. Konzentriere dich dabei auf das Gefühl in deinem Beckenboden. Trau dich, die Bewegung zu genießen und dich dabei frei und sinnlich zu fühlen. Vielleicht magst du die Arme über den Kopf heben, um dich noch mehr zu öffnen. Vielleicht magst du die Entspannung noch steigern, indem du zwei, dreimal beim Ausatmen laut seufzt, als würde eine Last von dir abfallen. Vielleicht möchtest du auch schnurren, wie eine Katze und dich aus der Beckenschaukel heraus einmal auf die eine und dann auf die andere Seite drehen. Genieße den Kontakt deines Körpers mit dem Boden. Werde freier in der Bewegung. Räkel dich, strecke dich. Beweg dich so, wie es deinem Körper jetzt guttut.

 

Dann komm langsam zur Ruhe. Spüre nach, was die Bewegung in deinem Körper gemacht hat. Öffne die Augen und komm wieder an. 

 

 

Übung für dich alleine: Perspektivwechsel – Geben und Nehmen

 

Nimm ein bisschen Handcreme (du kannst auch Massageöl oder z.B. Silikon-basiertes Gleitgel nutzen) in deine rechte Hand und balle deine linke Hand zu einer lockeren Faust. Creme deine linke Faust achtsam und sinnlich mit deiner rechten Hand ein. Schließe dabei die Augen. Was spürst du in deiner linken Hand? Vielleicht die sanfte Berührung? Druck? Wärme? Und was spürst du in der rechten Hand? Haut, über die du gleitest? Härchen?

 

Ertaste nun langsam mit dem Daumen deiner rechten Hand die kleine Öffnung der Faust, die sich durch Daumen und Zeigefinger deiner linken Hand ergibt. Umkreise sie sanft und zärtlich. Wechsle gedanklich immer wieder die Perspektive: Was fühlst du in deiner linken Hand? Was in der rechten? Dann schiebe vorsichtig und genussvoll den Daumen in die kleine warme Höhle deiner linken Hand. Erforsche das Innere der Höhle. Vielleicht magst du auch nach einiger Zeit vom Daumen zum Zeigefinger oder Mittelfinger wechseln oder sogar zwei Finger in die kleine Handhöhle einführen. Experimentiere mit Druck, Tempo und sanftem Rein- und Rausgleiten. Erfühle mit deiner rechten Hand, was deine linke Hand jetzt gerne spüren würde.

 

Lasse nun die Finger deiner rechten Hand aus der Höhle deiner linken Hand gleiten. Lege sie für einen Moment über die kleine Öffnung, ohne etwas zu tun.

 

Spüre nach, was du jetzt gerade in deinem Körper wahrnehmen kannst. Welche Gefühle sind während der Übung in dir vorgegangen? Versucht dein Kopf, diese Gefühle zu bewerten? Nimm dir einen Moment, das alles wahrzunehmen.

 

Dann löse deine Hände voneinander und öffne die Augen.

 

 

Übung zu zweit: 3 Minuten Spiel – Konsens

 

Wie bewusst bist du dir deiner Rolle als nehmende, fordernde, gebende oder dienende Person? Fällt es dir leicht, dein Bedürfnis nach einer bestimmten Berührung zu äußern? Kannst benennen, wie du gerne berührt werden würdest (“Könntest du an meinem Ohrläppchen knabbern?”) oder wie du andere gerne berühren würdest. Wie leicht kommt dir ein „Nein“ über die Lippen? Es ist verdammt wichtig Konsens zu üben, damit wir nicht immer wieder in die Falle der Unsicherheit oder des Aushaltens tappen. Niemand kann sich entspannen, geschweige denn, genießen, wenn einem die ganze Zeit die Frage im Kopf schwirrt, ob man wohl alles richtig macht. Oder noch schlimmer: eine Berührung bloß erträgt, der anderen Person zuliebe, die ironischerweise ihrerseits gerade bemüht ist, dir selbstlos eine Freude zu machen.

 

Und um allen „Aber dann geht ja die ganze Magie flöten“-Kritiker:innen direkt den Wind aus den Segelohren zu nehmen: Man kann auch ganz fantastisch nonverbal miteinander kommunizieren, wenn man die Körpersprache der anderen Person wirklich gut kennt. In jedem Fall lohnt es sich immer wieder nachzufragen, ob du die Körpersignale gerade richtig interpretierst. Sexuelle Bedürfnisse können sich im Laufe der Zeit wandeln. Was gestern galt, muss heute nicht mehr stimmen. Beim Sex miteinander zu reden, kann anfangs befremdlich sein. Aber je mehr du es trainierst, desto leichter wird es. Und irgendwann ist es vielleicht sogar sexy.

 

Das 3 Minuten Spiel ist ein tolles Tool, um sich locker flockig dem Thema Konsens anzunähen. Du kannst es mit einer dir vertrauten Person spielen oder auch mit jemand Fremden. Wichtig ist, dass du dich wohlfühlst. 

 

Runde 1:

 

Person A fragt Person B:

 

Wie möchtest du für die nächsten 3 Minuten von mir berührt werden?

 

Person B kann hier wirklich in sich gehen und sich etwas wünschen, dass ihrem ureigenen Bedürfnis entspricht. B muss keine Rücksicht auf A nehmen, ob der Wunsch ‘too much’ oder unangebracht ist. Denn die Übung für Person A liegt nun darin, in sich zu spüren, ob sie diese Berührung aus ganzem Herzen geben kann. Falls nichts, muss nicht direkt das Handtuch geworfen werden. Denn vielleicht lässt sich ein Kompromiss finden. 

 

Beispiel: 

 

B „Könntest du dir vorstellen, mir den Kopf zu kraulen, während ich in deinem Schoß liege?“

 

A „Ich kraule dir sehr gerne den Kopf, aber fände es besser, wenn du dabei vor mir sitzt.“

 

Danach fragt Person B Person A wie sie gerne für die nächsten 3 Minuten berührt werden möchte.

 

Runde 2:

 

Person A fragt Person B:

 

Wie möchtest du mich für die nächsten 3 Minuten berühren?

 

Selbes Spiel, andere Richtung – Person B muss an dieser Stelle nicht die Bedürfnisse von A bedienen, sondern darf ungehindert und frei einen Wunsch äußern, wie sie Person A gerne berühren würde. A hat auch hier wieder die Möglichkeit, einen Gegenvorschlag zu machen, wenn der ursprüngliche Vorschlag die eigenen Grenzen überschreitet.

 

Beispiel: 

 

B:  „Ich würde gerne an deinen Fingern lutschen“

 

A: „Du darfst meine Hand und meine Finger gerne massieren, aber nicht daran lutschen.“

 

Danach fragt Person B Person A wie sie sie für die nächsten 3 Minuten berühren möchte.

 

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Die Autorin

Johanna Bank

Johanna (29), ausgebildete Hure und eingebildete Künstlerin, angenehm. Seit fünf Jahren bin ich Tantramasseurin und seit Ende meines Kunststudiums (2016) weiß ich, dass ich es mag Menschen zu berühren. Ob mittelbar über meine Kunst oder unmittelbar über meinen Körper – Hauptsache fühlen. Wer mehr über mich und meinen Job erfahren möchte, kann einmal hier vorbeischauen.