Diese Seite unterstützt Ihren Browser nur eingeschränkt. Wir empfehlen, zu Edge, Chrome, Safari oder Firefox zu wechseln.

Body-Positivity vs. Body-Neutrality

Body-Positivity vs. Body-Neutrality

Bereits während der ersten Welle des Feminismus, in der zweiten Hälfte des 19 Jahrhunderts, gab es erste Vorläufer der heutigen Body Positivity-Bewegung. Das "Dress Reform Movement" forderte unter anderem die Abschaffung des Korsetts, welches Frauentaillen zum damaligen Beautystandard der Wespentaille zusammenschnürten. Ab den 1960er Jahren gab es mit der Forderung "Health at Every Size" eine Initiative für Body Positivity, die erstmals Diätkultur und ihre negativen Auswirkungen auf mentale und physische Gesundheit anprangerte.

 

Mit dem Siegeszug der sozialen Medien gewann die Body Positivity-Bewegung neuen Aufschwung. Seit einigen Jahren stellen sich Aktivist*innen hier gegen unrealisitische Schönheitsideale und setzen sich ein für mehr Repräsentanz von Körpern jenseits dessen, was als "normschön" gilt. Das Credo: Jede*r Körper ist schön! Vor allem BiPoC und queere Aktivist*innen sind und waren Speerspitze und Vordenker*innen der Bewegung.

 

Die positiven Entwicklungen, die die Bewegung angestoßen hat sind unübersehbar: Große Retailer, wie Asos und Zalando verfügen mittlerweile über ein inklusiveres Größenangebot, Models und Popikonen wie Ashley Graham und Lizzo ebnen den Weg für neue Standards in ihrer Branche.

 

Das findet auch Anuschka Rees, Autorin des Buches "Beyond Beautiful". Trotzdem kritisiert sie, wie andere Vertreter*innen des Konzepts von Body Neutrality, dass die Body Positivity Bewegung zu oberflächlich ist. Sie sagt:

 

„Body Positivity geht nicht an die Wurzel des Problems: Sie kritisiert zwar die enge Definition, welche Körper als schön gelten. Die Überzeugung, dass man sich schön fühlen muss, um glücklich zu sein im Leben, wird aber nicht infrage gestellt."

 

Stattdessen findet Rees, dass wir nur dann echten Frieden mit unseren Körpern schließen können, wenn wir unser Selbstwertgefühl davon entkoppeln, wie wir aussehen. 

 

Unseren Körpern weder positive noch negative Gefühle entgegenzubringen, sondern sie zu akzeptieren, sie hinsichtlich ihrer Funktionen statt ihres Aussehens zu betrachten - das ist die Idee von Body Neutrality. Der Gedanke dahinter: Den Druck rausnehmen, den eigenen Körper lieben zu müssen und den Kopf freimachen vom Körperkram.

 

Quelle 1: Stern, "Body Positivity - Was hat es mit der Bewegung auf sich?", 2020

Quelle 2: Die Zeit, Interview mit Anuschka Rees, "Das Ziel ist nicht, seine Pickel schön zu finden", 2019

← Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag →

EDITION_F_040522_006_1_00b21e59-878a-4cdc-94a7-9143a191c025

Die Autorin

Katharina Rein

Kathi ist Brand Managerin und schreibt über Liebe, Sex und Körper. Immer aus feministischer Perspektive, versteht sich.