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Sex und Periode nach der Geburt – Das müsst ihr wissen

Sex und Periode nach der Geburt – Das müsst ihr wissen

Mit Körperflüssigkeiten kennt sie sich ziemlich gut aus und Sex ist quasi ihr Beruf: Josefine Marwehe ist Berliner Hebamme und Gründerin des ersten unabhängigen Periodenladens in Deutschland. Aus Erfahrung weiß sie, dass sich mit Schwangerschaft und Geburt nicht nur der Körper, sondern häufig auch das Körpergefühl und die Lust verändern. Das führt bei neuen Eltern zu Verunsicherung – auch weil bis heute viele Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Sex tabuisiert sind. Im Interview beantwortet uns Josefine die Fragen, die vielen neuen Eltern unter den Nägeln brennen. 

nevernot: Als Hebamme betreust du viele Menschen während ihrer Zeit im Wochenbett und danach – was sind deren Hauptanliegen und Fragen bezüglich Sex und Periode?

Josefine: Häufige Fragen sind natürlich, wann der erste Zyklus wieder einsetzt und wann man wieder fruchtbar ist. Das kann man pauschal schlecht beantworten, weil es von so vielen Faktoren abhängig ist. Da muss man immer individuell beraten. Großes Anliegen ist natürlich, je nach dem, ob Geburtsverletzungen vorliegen oder wie der Alltag mit Kind ist, ob man überhaupt wieder Lust auf Sex hat. 

Und wenn ja, verändert sich meistens die Art und Weise – das ist eben anders mit einer / einem neuen Mitbewohner:in, der einen mindestens alle drei Stunden weckt.

 

nevernot: Du hast gesagt, dass es individuell ist, wann man wieder fruchtbar ist, wann die Periode kommt oder wie lange man warten soll nach der Geburt mit dem Sex. Kannst du ungefähre Richtwerte geben? 

Josefine: Man darf sofort wieder anfangen. Solange der Wochenfluss da ist und solange die Plazentawunde noch verheilt, sollten auf jeden Fall Kondome benutzt werden, um keine Bakterien in die Wunde zu bringen. Als Richtwert gelten hier sechs Wochen. 

Das passt ganz gut, dass man circa nach sechs bis acht Wochen den großen Kontrolltermin bei der/dem Gynäkolog:in hat, bei die Gebärmutter untersucht wird.

 

nevernot: Gibt es Unterschiede zwischen vaginaler Geburt und Kaiserschnitt? Die Kaiserschnittnarbe muss ja auch verheilen.

Josefine: Das hat eigentlich keinen Einfluss auf die Sexualität. Manchmal sind Kaiserschnittgeburten emotional nicht so leicht zu verknusen. Aber es gibt auch vaginale Geburten, die viel länger brauchen im Kopf und darum das sexuelle Erleben verändern. Aber der Wochenfluss ist meistens weniger und kürzer nach einer Kaiserschnittgeburt.

Die Narbe verheilt auch innerhalb von sechs Wochen, wenn es gut läuft und man sich ausreichend schont.

 

nevernot: Was ist deine Empfehlung für Periodenprodukte? Was kann man wann, während und auch nach der Schwangerschaft verwenden?

Josefine: Während der Schwangerschaft braucht man in der Regel nichts, weil man da keine Blutung hat. 

Die meisten Frauen haben eher Probleme mit Ausfluss – der Zervixschleim, der gebraucht wird, um den Gebärmutterhals zu schließen und vor Bakterien zu schützen. Und da lieben sehr viele meiner Kund:innen auf jeden Fall die leichten Periodenschlüpfer. Die sind wie integrierte Slipeinlagen, aber ohne die schädlichen Stoffe, die darin häufig sind.

Nach der Geburt verschließt sich der Muttermund sehr schnell wieder auf eine Größe von etwa einer Kugelschreibermine, woraus dann der Wochenfluss kommt. Nach ein paar Tagen kann man nichts mehr einführen, manchmal schon nach Stunden. Das heißt man kann Tampons eigentlich sofort wieder verwenden. Viele Kund:innen wechseln nach der Geburt das Periodenprodukt, weil sich einerseits meistens die Menstruation verändert, aber auch das eigene Gefühl zur Vulva. Viele Dinge können sich dann wie ein Fremdkörper anfühlen.

Die Größe des Beckenbodens hat sich verändert, die Art des Blutflusses, der Höhenstand der Gebärmutter. Alles ist auf einmal ein bisschen anders. Viele Kund:innen haben ein anderes Körpergefühl und wollen eher Produkte, die sanft zum Körper sind. Sie finden Tampons zunehmend unangenehm, weil sie beispielsweise Trockenheit stärker fühlen. Dann entdecken sie sanftere Softtampons oder auch Periodenunterwäsche.

 

nevernot: Wie sieht es mit der Verwendung von Sextoys nach der Geburt aus? 

Josefine: Man darf alle Toys benutzen, wenn man Lust drauf hat. Wenn der Wochenfluss abgeschlossen ist, ist die Wunde verheilt und dann ist alles genauso wie vorher. Witziger Tipp ist, dass Vibratoren ganz oft genutzt werden, um den Milchstau zu lösen. Generell natürlich darauf achten, dass es gut tut und Spaß macht.

 

nevernot: Was rätst du Menschen, die sich unwohl fühlen mit den Veränderungen an ihrem Körper nach der Geburt?

Josefine: Das macht mich immer sehr traurig. Der Körper hat selten so viel geleistet wie bei einer Geburt und während einer Schwangerschaft. Das ist der Höhepunkt der Weiblichkeit.

Da würde ich auch gern die Partner:innen mehr mit einbeziehen. Vorbereitung auf Sex und auch Wohlbefinden nach der Schwangerschaft fängt mit der Geburtsvorbereitung an. Fernsehbilder, bei denen die Fruchtblase platzt, die Frau ins Krankenhaus kommt, dreimal schreit und dann ist das Kind da, müssen aufgebrochen werden. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ein gutes Setting bei der Geburt super wichtig ist. Paare, die in guter Atmosphäre und mit wohltuenden Gedanken gebären, erleben danach in der Regel schneller wieder schöne Sexualität miteinander.

 

nevernot: Viele haben nach der Geburt erst einen niedrigen Sex Drive, was natürlich ist und auch nicht per se etwas negatives. Aber es gibt Menschen, die eine Geburt hinter sich haben, die das stört.

Hast du Tipps, wie man die Lust wieder ankurbeln kann und wie man den Zugang zu sich selbst und seinem Körper wiederfindet?

Josefine: Wichtig ist, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Auch über Masturbation zu gehen und zu schauen, was einem nach der Geburt gut tut, mit der / dem Partner:in darüber sprechen und möglicherweise neue Aspekte auszuprobieren.

Es fängt mit dem Alltag an. Hier geht es darum, Entspannung zu finden und in der Partnerschaft Wertschätzung. Probleme offen anzusprechen oder beispielsweise Dankbarkeit zu integrieren, kann helfen. Wenn Menschen hier unzufrieden sind, haben sie natürlich viel weniger Lust aufeinander. Auch vor der Schwangerschaft.

 

nevernot: Hast du einen Lieblings-Rat an die neuen Eltern, um sich als Paar wiederzufinden – unabhängig vom Sex? 

Josefine: Neben guter Kommunikation sind meine Ratschläge: die Familie einspannen, Babysitter und Pärchen-Zeit.

Es geht auch viel darum, Dinge neu zu versuchen und in ein Miteinander zu kommen. Man kann zum Beispiel ausprobieren, Sexdates einzuplanen. Die eigene Rolle verändert sich und es geht darum, sich in seiner Rolle wiederzufinden und dadurch das Paar- und Eltern-Sein unter einen Hut zu bekommen.

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